Auszug aus: Breidenich, C. & Pohl, H. N. (2016). Creating Innovation: Worte, Bilder, Werkzeuge: Der neue Gestaltungsprozess für Unternehmen, Organisationen und Marken (1.). Stiebner Verlag Gmbh.
Sind Sie ein Macher? Wollen Sie Neues umsetzen? Kreativ-Methoden, Design Thinking, Practice Based Research – auf den Methodenseiten findet man Werkzeuge, die jeden in die Lage versetzen zu kommunizieren, zu präsentieren und zu informieren: Die Praxis des Problemlösens fordert Techniken und Methoden, mit denen Teams aus Unternehmen, Marken, Organisationen und Dienstleistungen selbst arbeiten können. Hier erfahren Macher, was zu tun ist, wenn man um die Ecke denkt.
Action Plan
Bilder können Anleitungen sein. Sie können in naturalistischer Art Informationen und Anleitungen zum praktischen Handeln darstellen. Der dokumentarische Charakter eines Fotos kann für die direkte Anbindung an wirklichkeitsgetreue Absichten stehen. Teamarbeit und Workshopinhalte können hier im Sinne eines Schlachtplans anschauliche Eindrücke und Vorgaben illustrieren.
Bildentwicklung
Ganz besonders beim Gestalten ist es von großer Wichtigkeit, eine gemeinsame Sprache zu haben. Denn wenn die Begriff sverwendung unklar ist, werden auch die Ergebnisse nebulös und wenig kraftvoll daher kommen. Konzentrieren wir uns wieder auf den Menschen als Bildertier, dann wird schnell klar, dass Bilder eine große Kraft entwickeln können, um eben diese gemeinsame Sprache zu unterstützen oder gar zu entwickeln. Die visuelle Bibliothek ist der Ansatz einer gemeinsamen, visuellen Sprache, die jedes Mitglied der Gruppe versteht und auch sprechen kann. Das gemeinsame Entwickeln der visuellen Bibliothek hilft dabei, dass die Gruppe im Einvernehmen über die Bilder ist und ein gemeinsames Verständnis der zu Grunde liegenden Konzepte und Ideen herrscht.
Check-In
Wenn wir einen umfassenden oder modernen Designbegriff propagieren müssten, dann würde man Design als Methode definieren, wie Innovation, Probleme oder allgemein Gestaltungsaufgaben bearbeitet werden. Die Gestaltung digitaler Interfaces verlangt verstärkt einen Fokus auf Nutzbarkeit und damit auf die Prinzipien des menschlichen Handelns. Von daher müssen wir von einem Arbeitsprozess ausgehen, bei dem der Mensch im Zentrum steht (human centered). Mit diesem ersten Werkzeug adressieren wir eben diesen Punkt.
Fruchtbarer Augenblick
Wenn der Fruchtbare Augenblick derjenige ist, mit dem eine ganze Geschichte erzählt werden kann – und das nur mit einer Situationsschilderung – dann hilft er vor allem dann, wenn ein Konzept oder eine Idee mehr ist, als nur eine Momentaufnahme. Die Zwickmühle einerseits der Überschneidung und andererseits der Parallelität von Bedeutungen von Texten (Zeit) und Bildern (Gegenständen) illustriert das Denkmodell Fruchtbarer Augenblick von Lessing. Es gilt den einen Moment zu fi nden, mit dem das Gefühl, das Verständnis und die Erkenntnis einer ganzen Geschichte, mit all ihrer Komplexität, vermittelt werden kann. Damit definiert sich der Zeitpunkt für den Einsatz dieser Methode in einer fortgeschrittenen Phase eines Konzeptionsprozesses. Es existieren schon die ersten Ideen und sogar auch die passenden ersten Prototypen für mögliche Umsetzungen. Die Teilnehmer sind in der Phase der Präsentationsvorbereitung.
Grand Tour
Wenn es um Richtungs- oder Strategiewechsel, neue Zielvorgaben oder Business Modelle geht, dann bilden Landkarten eine anschauliche Möglichkeit, visuelle Räume zu öff nen. Bezogen auf unser Beispiel des jungen englischen Edelmanns im 18. Jahrhundert, würde das Wissen antiker Quellen mit Bezug auf die praktische Anschauung und der Folge der Implementierung einer Renaissance des klassisch Antiken als Klassizismus ein neues Paradigma für das 18. Jahrhundert bedeuten. Was deshalb auch geschah, weil man sich von den feudalen Gestaltungsparadigmen des Rokoko lösen wollte, um der damaligen Innovation der Aufklärung ein zeitgemäßes Aussehen zu verleihen.
In 100 Jahren
Wenn man sich kunsthistorische Bilder hinsichtlich des Zeitaspektes und der erzählerischen Struktur anschaut, dann werden Bezüge und Verweise deutlich, die sich im Laufe der Historie geändert oder neu geknüpft haben. Bilder referieren in ihren historischen Kontexten beispielsweise auf die Kirche oder auf den Adel. Heute sind die gleichen Bilder in Museen, wodurch sie Teil des Systems Kunst und Kultur geworden sind, welches ein anderes Referenzsystem bildet als das eigentliche, ihrem Ursprungsgedanken zugewiesene Bedeutungsschema.
Innovation Comic
Der Innovation Comic bietet sich immer dann an, wenn eine Idee schon einen gewissen Reifegrad erreicht hat. Er dient als eine der ersten Prototypen – nach den Flipchart Sketches – der Vertiefung und der Detailierung. All seine Stärken kann der Comic dort ausspielen, wo es um die sogenannten User Journeys geht. Zeitliche Abfolgen der Reise des Kunden (eine Reise, die die unterschiedlichen Berührungspunkte mit einem Service einer Marke oder einem Objekt darstellt), Prozess Schritte, unterschiedliche Orte, Bewegung oder der Verlauf einer Interaktion lassen sich somit wunderbar, als einfache und zugängliche Comicstruktur darstellen. Mit der allgemeinen Methode des Storytellings selber helfen wir unserem Gegenüber das Erzählte schneller zu begreifen und Zusammenhänge zu verstehen, die bei einer normalen Präsentation vielleicht nicht off enkundig geworden wären.
Periodisches System
Als Poster funktioniert es vor allem als Ideengeber und versinnbildlicht mögliche Kombinationen. Wie das Periodensystem der chemischen Elemente, ist auch dieses hier als Karte zu verstehen. Die Zusammenhänge der Bildelemente werden deutlich und mögliche Experimente scheinen sich anzubieten. Die Ordnung des Periodensystem richtet sich nach dem Prinzip der beidseitigen Zentrik – soll heißen von Außen nach Innen erhöht sich die Komplexität der Elemente und der Grad der benötigten Meisterschaft sie zu beherrschen.
Romanische Persona
Identitäten helfen, Annahmen auf den Prüfstand zu setzen und zu beobachten, ob sich diese bestätigen oder widerlegen. Die Identität, die hier geschaff en wird, ist eine künstliche Persona. Grundsätzlich dient die Persona-Technik dazu, sich einen Kunden oder eine Zielgruppe besser vorzustellen. Die Persona ist eine Stellvertreterin, die die Problemstellung durchläuft. Es ist, als hätte man eine imaginäre Person im Raum, die man befragen kann – auf die man sich beziehen kann.
Stöbern
Eines der weltweit erfolgreichsten Unternehmen macht es uns vor: Wie beschrieben nutzt Walt Disney off enkundig Bilder aus der Kunst- und Kulturgeschichte, um Archetypen in der Jetzt- Zeit zu entwickeln. Diese Methode ist eine Alternative zu der klassischen Persona-Übung aus dem Design Thinking und der Romanischen Persona in Kapitel Zeichen. Beim Stöbern liegt der Fokus auf charakterlichen Eigenschaften, bei der Romanischen Persona mehr auf deren Attribute und Erscheinungsbild. Eine Idee mit Hilfe eines zugänglichen, am besten alt bewährten Charakters vorzustellen, ist nicht nur hilfreich, es kann mitunter auch das eigene Team befl ügeln. Inspiration gibt es überall, aber ganz besonders viel von diesem Stoff haben Charaktere zu bieten, die eine Angriffsfläche für Ideen bieten.
Virtual Rapid Prototyping
Virtual Rapid Prototyping baut auf dem Grundsatz auf: Virtualität ist Bestandteil der Realität. Mittels schneller Iteration und visueller Weiterentwicklung einer Idee versetzen wir uns in die Lage, sehr schnell und dennoch tiefgreifend Ideen nicht nur zu generieren, sondern auch ihre Alternativen und Weiterentwicklungen zu entwerfen. Und das mit einem sehr hohen Tempo.