Die Ästhetik der Unlösbarkeit in der digitalen Kommunikation – Strategien für Management und Design

Podiumsdiskussion des Masterstudiengangs Leadership in Digitaler Kommunikation am 20. März 2015 in der Denkerei / Amt für Arbeit an unlösbaren Problemen, Berlin.

Podium: Lola Güldenberg, Trendforscherin; Karsten Henze, Leiter Deutsche Bahn CI/CD und Kreation; Jan Rikus Hillmann, Designbüro für digitale Medien, Prof. Dr. Bazon Brock, Gründer der Denkerei / Amt für Arbeit an unlösbaren Problemen und Maßnahmen der hohen Hand; Prof. Dr. Christof Breidenich, Leadership in digitaler Kommunikation, UdK, Moderation.

Bösartige Probleme
Rationale Probleme in den Naturwissenschaften sind lösbar. Meistens gibt es eine singuläre Lösung, die mehr oder weniger komplex auffindbar ist. Richtig oder falsch sind hier eindeutige Parameter, die das explizite Wissen sehr einfach lern- und beurteilbar machen. Weitaus mehr wird verlangt, wenn wir von einer anderen Art des Wissens sprechen, bei der ein Lehr- und Lernprozess nicht scharf und eindeutig ist. Probleme, bei denen die Herangehensweise über die Art der Lösung entscheidet, sind „user-centered“, also auf den Menschen fokussiert, der sich in einer Situation befindet oder ein Objekt benutzt.

Horst Rittel und Melvin Webber formulierten 1973 den Begriff „wicked problems“ um darzustellen, dass neben den eindeutigen Problemstellungen Gestaltungsfragen sowohl visueller als auch strategischer Art nie mit „richtig“ oder „falsch“ zu beantworten sind. Sie weisen weder einen allgemeingültigen Kontext, noch eine klare Liste operationeller Lösungsschritte auf. Jede Lösung ist eine Teillösung, jede Herangehensweise abhängig von der Definition des Betrachters. Somit sind Probleme im Design und im Management gleicher – nämlich „bösartiger“ Natur.

Methoden für Design? Methoden durch Design!
In der Methodik des Designs heute sind Strategien von praktischem Lernen längst selbstverständlich. Integriert man Design in Managementpraktiken, dann spricht man von „Design Thinking Methoden“. Hierbei werden unterschiedliche Arten der Intelligenz mit unterschiedlichen Herangehensweisen geweckt und bespielt. Die Methoden sind vielfältig, haben aber ihre einfachen wie auch wenigen Grundregeln.

Wir wissen mehr, als wir sagen können. (Michael Polanyi)
Praxis basiertes Lernen und Forschen hält unter verschiedenen Prämissen Einzug in die Welt von Strategie, Kommunikation und Innovation in unternehmerischen Zusammenhängen. In der Wissenschaft werden Urteile aufgrund von Bildern gefällt. Ob Radar- und Röntgenbild, Big Data und komplexe Informationsgrafiken, Weltraumteleskope oder Werbebotschaften versprechen, überzeugen, informieren und orientieren anhand von visuellem Material, bei dem das Wort nur noch einen sekundären Beitrag leistet. Auch wenn es naheliegt, dass naturwissenschaftliche Phänomene im Gegensatz zu ästhetischen quasi objektiv daher kommen, zeigt die zunehmende Bedeutung von Bildern in den Naturwissenschaften das Gegenteil. Wollen wir die Welt erklären, dann kann der Status des Rationalen meist nur durch die Interpretation des Ästhetischen begründet werden.

Kernfragen

Bildet die prinzipielle Unlösbarkeit von Gestaltungsproblemen (wicked problems) einen Widerspruch zu strategischem Denken im Management?

Wie kommunizieren wir Bedeutung in den digitalen Medien unter der Bedingung von Ungewissheit menschlichen und sozialen Handelns?

Welche Gewichtung der Anteile logischen und latenten Wissens und Denkens sollten Führungskräfte in Unternehmen, Marken und Dienstleistungen einnehmen?

Inwiefern führt Medien- und Kommunikationsdesign zu einem messbaren Erfolg für das Management und fördert Innovation?