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Sinnüberschuss und Komplexitätsmaximierung
Designer sind ständig auf der Suche nach Problemen. Dabei stellen sie fest, dass Probleme im Design immer doppelter Natur sind: alle Design Probleme zielen weder auf eine einzige gültige Lösung noch ist eine mögliche Lösung auch eine endgültige. Um die Verrücktheit dieser Erkenntnis ins rechte Licht zu rücken, führte der Designtheoretiker Horst Rittel vor Jahrzehnten den Begriff der Wicked Problems in den Planungs- und Gestaltungsdiskurs ein. Mit diesen verhexten Problemen haben wir es heute als Designer immer noch zu tun. Komplexe Probleme mit einer hohen Anzahl von vernetzten Faktoren bilden gegenüber logischen oder exakten Problem-Lösungskonfigurationen in den rationalen Wissenschaften die grundsätzliche Herausforderung im Design.

Aufgrund dieser Voraussetzung versuchen wir schon in der Designausbildung Studierende an Methoden und Vorgehensweisen heranzuführen, die in hohem Grad unscharfe und individuelle Lösungsansätze erfordern. Dabei werden Fähigkeiten erprobt, Probleme zu finden, diese zu beobachten, Ideen zu generieren, Prototypen zu erstellen, diese zu testen und schließlich Ansätze zu generieren. Man merkt dabei schnell, dass es sich nicht um einen linearen Lernprozess handelt. Das ist Chance und die Schwierigkeit zugleich: Der uneingeschränkten Freiheit, sich mit Themen und Möglichkeiten auseinander zu setzen, steht die Unvorhersehbarkeit, wie Menschen mit gestalteten Produkten oder Projekten umgehen, gegenüber. Wenn wir wüssten, wie die Menschen mit den Dingen und Situationen, die Ihnen zur Verfügung stehen umgehen, hätten wir keine Probleme – und brauchten keine Designer. Nun haben wir aber Probleme und damit auch Designer, die ihr Heil nur dann finden, wenn sie die Welt beobachten, um dann Angebote zu gestalten, die nach absehbarer Zeit wieder neue Probleme entstehen lassen.